Jahresrückblick 2025
Steuerrecht und Wirtschaftsprüfung: Eine spitzfindige Reise durch das vergangene Steuerjahr
Spoiler: Das ganze Jahr über versorgen wir Sie mit sachlich fundierten und stets politisch korrekten Inhalten. Soweit dieser Beitrag an der ein oder anderen Stelle diesen Ansprüchen nicht genügen mag oder sich die Autoren zu Spitzfindigkeiten haben hinreißen lassen, bitten wir höflichst um Verzeihung und Nachsicht. Seien Sie bitte versichert, dass wir alle angesprochenen Themen stets mit der gebotenen professionellen Ernsthaftigkeit behandeln und uns über deren Tragweite bewusst sind. Ansonsten hoffen wir, dass der Beitrag eines gewissen Unterhaltungsfaktors nicht entbehrt.
Elf Themen, welche die Steuerwelt in 2025 bewegten
Top 1: Bundesverfassungsgericht hält am Soli fest – vorerst!
Das Bundesverfassungsgericht hat entschieden: Der Solidaritätszuschlag bleibt – zumindest vorerst. Das Gericht sieht weiterhin einen „wiedervereinigungsbedingten finanziellen Mehrbedarf des Bundes“. Aber keine Sorge, der Gesetzgeber hat eine „Beobachtungsobliegenheit“ und muss im Falle eines „evidenten Wegfalls“ des Mehrbedarfs den Soli erneut prüfen. Also, Sie dürfen weiterhin zahlen – aber immerhin mit der Aussicht, dass sich vielleicht irgendwann mal etwas tut. Aber eben nur „vielleicht“ und auch nur „irgendwann“.
Top 2: Alle TSE-Kassen sind endlich registriert – jetzt steigen die Steuereinnahmen, oder?!
Seit dem 31.07.2025 sind nun – zumindest in der Theorie – alle offenen Ladenkassen elektronisch registriert. Die Frage, die uns jetzt alle beschäftigt: Werden die Steuereinnahmen tatsächlich steigen, weil jetzt alle Umsätze aufgezeichnet werden? Es bleibt abzuwarten, ob die Bäckerei um die Ecke nun tatsächlich auf dem Papier mehr Brötchen verkauft. Früher gab es dort eine Schale für Wechselgeld, heute für nicht mitgenommene Kassenbons.
Top 3: Bundesfinanzhof schließt einen Senat – ein Hauch von Bananenrepublik Deutschland?
Zum 01.08.2025 hat der BFH seinen XI. Senat geschlossen. Böse Zungen könnten behaupten, dass es jetzt nur noch eingeschränkte Rechtsschutzmöglichkeiten für die Bürgerinnen gibt. Dem beugt der BFH-Präsident vor, der beschwichtigt, indem er betont, dass die Schließung nicht zu einer Beeinträchtigung des effektiven Rechtsschutzes führt. Im Übrigen sind die Klagezahlen gesunken – fragt sich nur, warum. Ist alles im Bereich Umsatz- und Bilanzsteuerrecht (so die bisherige Zuständigkeit des XI. Senats) rechtssicher geklärt oder sind die an den BFH herangetragenen Rechtsfragen gar nicht klärungswürdig? Fest steht jedenfalls, dass hier Bürokratie abgebaut wurde – ob dies unnötige Bürokratie war, wird die Zukunft zeigen.
Top 4: Innovationssofortprogramm für Deutschland – zumindest ab 2028 (vielleicht) …
Deutschland hat ein Innovationssofortprogramm implementiert – das allerdings erst ab 2028 seine volle Wirkung entfalten wird. Es gibt unter anderem einen „Investitionsbooster“ mit 75 % Sofortabschreibung für E-Autos, eine aufgewertete Forschungszulage als neues Lieblingsinstrument der Förderpolitik – und als besonderes Schmankerl eine schrittweise Senkung des Körperschaftsteuersatzes ab 2028 auf letztlich 10 %, sofern bis dahin der politische Wind nicht gedreht hat. Spannend bleibt, wie die Kommunen reagieren: Gleichen sie die Steuerentlastung durch höhere Gewerbesteuer-Hebesätze aus, um die Kommunalfinanzierung wieder auf solide(re) Beine zu stellen!? Déjà-vu Grundsteuerreform 2022.
Top 5: Omnibus nimmt Tempo runter bei Nachhaltigkeitsberichterstattung – des einen Freund, des anderen …
Die flächendeckende Berichtspflicht wird nach den neuesten Beschlüssen des EU-Parlaments entschärft bzw. für kleine(re) und mittelgroße Unternehmen sogar gänzlich entfallen. Für die Unternehmen eine Freude, für Berater möglicherweise eine kurze kreative Durststrecke. Des einen Freud, des anderen …
Top 6: Globale Mindestbesteuerung ohne USA – geht’s noch?!
Die globale Mindeststeuer läuft ab sofort ohne die USA – vermutlich hält hier auch keiner mehr einen Trump(f) in der Hand … Was genau daraus wird, bleibt ungewiss: Papiertiger oder wirksames Steuerungsinstrument? Konzerne und Berater können sich jedenfalls auf viel Diskussion und Detailarbeit einstellen – eine Art dauerhafte Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für alle Beteiligten.
Top 7: Cum-Ex & Cum-Cum – Catch me if you can?!
Die Jagd nach den mutmaßlichen 28,5 „Cum-Cum-Milliarden“ und den 7,5 „Cum-Ex-Milliarden“ geht weiter – und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Wer bei der Suche hilft, ist seit April 2024 nicht mehr namentlich bekannt; es ist vielmehr die Rede von einer „elfköpfigen Cum-Cum-Sondereinheit des Landes NRW“. Vielleicht auch besser so, wenn es elf Köpfe bleiben sollen …
Top 8: Pilotprojekt Finanzverwaltung Hessen – Steuerbescheide bald ohne Steuererklärung!
Ein Pilotprojekt des Finanzamts Kassel sorgt für Aufmerksamkeit – vorerst für 6.000 nicht steuerlich beratene Bürger. Das Amt erstellt einen „Entwurf vom Steuerbescheid“, der einfach vom Steuerpflichtigen angenommen werden kann. Ob die Finanzverwaltung damit irgendwann in einen Verdrängungswettbewerb zu Steuerberatern tritt?! Aber Spaß beiseite: Aus Beratersicht ist dies eine sehr gute und begrüßenswerte Nachricht, denn der Aufwand wandert weg vom Steuerpflichtigen hin zur Verwaltung – idealerweise unterstützt von einer KI, die die mühselige Arbeit der eigenen Steuererklärung erspart und alle ohnehin verfügbaren elektronischen Daten des Steuerpflichtigen automatisch einsammelt und verwertet. Like!
Top 9: „Nie dagewesene Investitionsoffensive“ – Innovations- & Investitionsbeirat überwacht 500 Mrd. EUR
Die Bundesregierung hat ein gigantisches Investitionspaket für Infrastruktur und Klimaneutralität initiiert: 500 Mrd. EUR sollen fließen, überwacht vom neu gegründeten Innovations- und Investitionsbeirat, unter anderem mit ehemaligen Kommunalvertretern aus der Rhein-Neckar-Region. Hoffentlich erkennt das Gremium auch unter politischem Druck noch den Unterschied zwischen echten Investitionen in die Zukunft und dem Stopfen von Haushaltslöchern. Entscheidend wird sein, dass nach der Offensive nicht der Eindruck verbleibt, die Mittel seien „nie da gewesen“ …
Top 10: Jahresgutachten des Sachverständigenrats – Schenkung bald ohne Betriebsvermögensbegünstigung?
Das 603-seitige Jahresgutachten wirft u. a. einen Blick auf aktuellen Reformbedarf in der Erbschaft- und Schenkungsteuer, insbesondere der Begünstigungsregelung für Betriebsvermögen. Angesichts anstehender BVerfG-Entscheidungen stellt sich die Frage: schnell noch handeln oder auf neue Spielregeln warten? Gleichzeitig werden alternative Konzepte der Unternehmensbesteuerung diskutiert, wie etwa eine Cashflow-Steuer. Und wem 603 Seiten für eine gehaltvolle Abendlektüre zu viel sind, kann auf 19 Seiten eine (ebenso gehaltvolle) Zusammenfassung lesen.
Top 11: Entlastungskabinett der Bundesregierung – Wünsche an das Christkind
Im November 2025 präsentierte die Bundesregierung ihr „Entlastungskabinett“ mit acht Maßnahmen und 50 Eckpunkten zur langfristigen Bürokratieentlastung. Wer noch Wünsche frei hat, könnte dabei vorsichtig an die Abschaffung der Gewerbesteuer denken. Nach dem Abschlussbericht der Expertenkommission „Vereinfachte Unternehmenssteuern“ aus November 2024, der keine politische Mehrheit dafür sah, scheint das Christkind aktuell die einzige Chance zu sein. Ihre Chancen verbessern sich weiterhin, wenn Sie dem Wunschzettel im Kleingedruckten hinzufügen „schrittweise um je 1 % Hebesatz ab 2030“ – bei der Körperschaftsteuer hat es so jedenfalls auch geklappt …
Und welche Themen bewegten FALK in 2025?
Top 1: FALK als Arbeitgeber – wer hat jetzt die Bewerberrolle?!
Bei den zahlreichen Recruiting-Veranstaltungen wurden wir einmal mehr mit dem sich fortlaufend dynamisch ändernden Anforderungsprofil an einen modernen Arbeitgeber konfrontiert. Ob bei der Career Fair an der Universität Mannheim, bei kreativen Smoothie-Aktionen an Hochschulen in ganz Deutschland oder 14 weiteren Karrieremessen, die unser Recruiting-Team im Jahr 2025 besucht hat: Bewerber auf einen Job gibt es kaum noch, stattdessen gibt es jetzt viele Bewerber um einzelne Kandidaten. Angebot und Nachfrage haben hier gerade einen bösen Streit – das verstehen v. a. angehende BWLer am besten …
Top 2: FALK als Dienstleister – die Rolle des „kritischen Partners“ nach den jüngsten Bilanzskandalen
Wirtschaftsprüfung und Psychologie klingt zunächst nach Komplementären. Seitdem in den letzten Jahren verschiedene Bilanzskandale die Branche erschüttert haben, gewinnen Psychologie und Menschenkenntnis jedoch zunehmend an Bedeutung. Dieser Entwicklung müssen auch wir uns stellen und bilden deshalb mit Seminaren wie „Psychologie für Wirtschaftsprüfer“ unsere Mitarbeiter:innen weiter – stets mit dem Ziel, für Sie der „kritische Partner“ zu sein. Das Erkennen der Motive von Managern, das Verständnis für und das Verstehen von unterschiedlichen Persönlichkeitstypen, aber auch forensische Vernehmungstechniken waren dabei nur einige Aspekte. Manchmal fühlen wir uns dabei zugegebenermaßen wie der „spitze Stein in Ihrem Schuh“ an, aber eigentlich spüren Sie dabei nur, wie wir in Ihren Schuhen nach unentdeckten spitzen Steinen suchen, um sie herauszunehmen. Denn langfristig gäbe das ansonsten schmerzhafte Blasen an Ihren Füßen …
Top 3: FALK als Wissensträger – was übernimmt bald die KI?!
Wir haben uns in 2025 kritisch mit der Frage auseinandergesetzt, wie wir zukünftig Wissen zu Ihnen transportieren. Die Steuerwelt wird schneller, komplexer und künstlich intelligenter. Braucht es FALK überhaupt noch in dieser Rolle als Wissensträger und -vermittler? Unser aktuelles Fazit lautet: „Ja, aber …“
- Textzusammenfassung? Kann mittlerweile die KI – ob umfangreiche BMF-Schreiben, aktuelle Gerichtsurteile oder neue Gesetzesinitiativen. Hier sind wir schon „ersetzbar“, sodass wir zukünftig häufiger nur noch „dem Grunde nach“ über entsprechende Entwicklungen informieren werden.
- Inhalte einordnen, konkrete praktische Anwendungsfelder für unsere Mandantschaft identifizieren? Hier genügt die KI (noch) nicht unserem Anspruch, sodass wir zu ausgewählten und besonders flächendeckend relevanten Themen auch weiterhin unseren „Senf“ dazugeben werden. Aber zielgerichteter!
- Sich über die Themen persönlich austauschen und netzwerken? Auch wir „reden“ zwar mit der KI, doch ersetzt ein „künstlicher“ Austausch für uns noch keinen „persönlichen“. Deshalb werden wir auch in 2026 wieder mit diversen Veranstaltungen den Kontakt zu Ihnen suchen. Und wer spontan am 11.12.2025 noch nichts vorhat, ist herzlich in die Klima-Arena Sinsheim eingeladen zu unserem letzten Jahreshighlight, dem FALK FORUM. Alle Informationen zur Veranstaltung und die Anmeldung finden Sie hier.